Dabeigewesen: Kapelye-Konzert im Pavillon

Am 13.10.96 stand im Rahmen des Klezmersalons der Haskala, der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung jüdischer Kultur und multikultureller Beziehungen e.V. in Hannover, ein besonderer Leckerbissen auf dem Programm: ein Konzert der New Yorker Gruppe Kapelye, neben Gruppen wie der "Klezmer Conservatory Band" (schon mal vormerken: am 26.11.96 im Pavillon!) und den "Klezmorim" Wegbereiter für das Klezmer Revival. Kapelye wurde im Jahre 1979 von dem Banjospieler Henry Sapoznik in New York gegründet und spielt heute in der Besetzung Henry Sapoznik (Banjo, Gesang), Ken Maltz (Klarinette, back-voc), Eric Berman (Tuba), Pete Sokolow (Piano) und Adrienne Cooper (Gesang). Pete war allerdings in Hannover nicht dabei, dafü Lauren Brody (Akkordeon, Piano, Gesang)
Kapelye hatte das Publikum im ausverkauften Kleinen Saal des hannoverschen Veranstaltungszentrums Pavillon von der ersten Minute an voll im Griff, begeistert wurde der Rhythmus der Freilachs mitgeklatscht. Was machte den Erfolg dieses Konzertes aus? War es Henry, der Hexer am Banjo, oder Eric, der Bär von einem Mann, der mit seiner Tuba ein jederzeit solides Rhythmus- und Bassfundament bot, die Klarinette von Ken, nicht so spektakulär klingend wie die von Giora Feidmann oder Helmut Eisel, dafür aber vielleicht authentischer, das virtuose Akkordeonspiel von Lauren, oder die wunderbare Altstimme von Adrienne? Oder einzelne Highlights, wie das Zwiegespräch eines kleinen Jungen mit seinem Rebbe zum Thema "Wie trinkt der "keizer" (in diesem Falle der Zar) seinen Tee, wie isst er die Kartoffeln, wie schläft er?", aufs herrlichste a capella dargeboten von Henry? Oder die göttliche jiddische Parodie auf "Sixteen Tons" (mpeg3, 230 KB, 30 sec) , den alten 50er-Jahre-Hit von Merle Travis (davon gabs auch eine deutsche Version von Fred Bertelmann (glaube ich), "Sie hiess Mary-Ann und war sein Schiff, und er hielt ihr die Treue, was keiner begriff...")? Oder Adriennes Hymne an "mashge", den goldbraunen Freund Whisky (hach, wie ich das nachvollziehen kann...)? Die Freilachs und Horas? Sicher, alles das, aber noch mehr: das Charisma der Band-Mitglieder, der hintergründige, bisweilen haarspalterische jiddische Humor, zu erleben in den immer wiederkehrenden Erzählungen vom pfiffigen Rebbe, der durch trickreiche Auslegung der Schriften immer wieder einen Grund für "noch ein gleyzl vayn" fand, dieser Humor, der auch während des ganzen Konzertes immer wieder zwischen den Instrumenten hervorlugte - das alles zusammen ergab die Mischung, die diesen Abend unvergesslich machte.
Was bleibt noch zu sagen? - Das Publikum tobte.


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