Dabeigewesen: Die Klezmer Conservatory Band im Pavillon

Zum Chanuka-Fest hatte die Haskala im Rahmen des Klezmer-Salons die Bostoner Klezmer Conservatory Band an die Leine geholt, seinerzeit, ebenso wie die vor kurzem gehörten Kapelye, "verantwortlich" für das Klezmer-Revival. Ich muss gestehen, ich war etwas skeptisch, als Jimmy Guttmann seinen Elektrobass und Mimi Rabson ihre elektrische Geige auf die Bühne trugen. Klezmer-Musik und elektronisch verstärkte Instrumente? Hmm. Und die ersten beiden Stücke schienen meine Skepsis zu bestätigen - die Band war noch nicht warm, das Publikum wohl auch nicht, und "Noch a gleyzl vayn" habe ich definitiv auch schon mal besser gehört. Erst als KCB das erste von Mimi Rabsons eigenen Stücken intonierte, war der Bann gebrochen: "Klezzified", bei dem Mimi wirklich alle Möglichkeiten und Tricks ihrer elektrischen Geige ausspielte, und das ausserdem mit einem wahnsinnigen Schlagzeugsolo aufwartete, einem der besten Schlagzeugsoli, muss ich gestehen, die ich je gehört habe. Elektrische Geige, Schlagzeugsolo, Klezmer - passt das zusammen? Nach diesem Konzert muss ich sagen: warum nicht? KCB ist, darüber muss man sich im klaren sein, eine amerikanische Band, die amerikanischste vielleicht von den bekannten amerikanischen Klezmerbands, und was sie spielen, ist gewiss keine traditionelle Klezmermusik - was immer man auch darunter verstehen mag. Sie haben kein Problem damit, einen waschechten Delta-Blues zu Gehör zu bringen, oder ein altes Lied (Main yiddishe meydele) im Tango-, Rumba- und Swing-Arrangement darzubieten. Oder einen alten, durch Benny Goodman bekanntgewordenen Swing-Titel zu spielen: Ziggy Elman's "And The Angels Sing", eine Adaption eines alten Tanzliedes, "Der shtiler bulgar". Oder dieses herrlich witzige Konglomerat aus Themen der klassischen Musik, angefangen bei Beethovens Fünfter, über Mendelssohn, Grieg, Mozart, Tschaikowsky und, und, und.... und endend wieder mit Beethoven, mit der Ode an die Freude aus der Neunten. Ich habe es an anderer Stelle schon mal gesagt, und ich wiederhole mich gern: Klezmer-Musik ist zeitgenössische Musik, sie war es und sie wird es immer sein. Irgendwer hat mal den Unterschied gemacht zwischen klassischer Klezmermusik und Jewish Pop (wer war das doch noch gleich, Cuni? ;-)). Ich glaube, der Unterschied ist gar nicht so sehr gross: Klezmer-Musik ist Popmusik - populäre Musik im besten Sinne.
Wie auch immer - mit ihrer unbändigen Spielfreude zog KCB das Publikum total in ihren Bann, und das Publikum im ausverkauften grossen Saal des Pavillons dankte mit standing ovations, solange bis KCB zum guten Schluss noch "Rumenye, Rumenye" intonierte. Dieser alte Klez-Standard gefiel mir bisher am besten in der Version der Norwegerin Bente Kahan, aber Judys Interpretation ist mindestens genauso gut.
Was sonst noch? Lecker wieder, wie immer: Samys Pita Falafel (scharf). Der Wermutstropfen: Dies war das letzte Konzert in der zweijährigen Geschichte des Klezmer-Salons. Wie wird es weitergehen? Wird es weiterhin so viele schöne Klezmerkonzerte in Hannover geben? Dem Vernehmen nach sollen nächstes Jahr die Klezmatics wieder nach Hannover kommen (hmm, als sie letztes Jahr hier waren, haben sie mir nicht so sonderlich gut gefallen), und im Oktober soll es ein mehrtägiges Klezmer-Festival geben. Schaun 'mer mal.

Höbeispiel: Fun der Khupe (mpeg3, 230 KB, 30 sec)

Die Musiker:



Klezmer Conservatory Band links:
The Klezmer Conservatory Band Homepage
Ari Davidow's Besprechung der Live-CD The Thirteenth Anniversary Album
eMail an Jim Guttmann (75454.2464@compuserve.com)


Klezmer Conservatory Band CDs gibts bei Amazon:

Suchen:


Zurück zur Klezmer Homepage