Familie Lachman in der Petrikirche
Mal wieder Klezmer in der Kirche - diesmal am 13.10.2000 in der evangelischen Petri-Kirche zu Hannover-Kleefeld, und diesmal mit der Familie Lachman aus Hamburg als Protagonisten. Schon mal gehört, den Namen dieser Gruppe, meinst Du? Kann gut sein, zumindest wenn Du im Norden unserer Republik wohnst. Vor nicht allzu langer Zeit waren sie in einem längeren Fernsehfilm auf N3 zu sehen.Vor sieben Jahren kamen sie aus der Ukraine nach Deutschland, etwas später spielten Vater David und Mutter Valentina einmal bei einem Treffen mit Freunden die alten Lieder, die Valentina von ihrer Grossmutter gelernt hatte. Die Freunde bedrängten sie, das häufiger zu machen, und seit nunmehr 5 Jahren gibt es Die Familie Lachman als Gruppe, vervollständigt durch Tochter Katharina (die in der Petri-Kirche allerdings wegen ihres Examens nicht dabei war) und Neffe Zewa.
Gespannt beobachte ich, wie sie ihr Equipment aufbauen. Zwei Mikros,
zwei Mini-Verstärker, nicht viel grösser als die Boxen an Deinem
PC, das reicht ihnen. Und los geht's. Mutter Valentina führte durch
das Programm, das neben bekannten und beliebten Liedern ("Alle Brider",
"Joshke fort avek") auch unbekanntere Stücke aufwies, so z.B.
das Lied von den teils verbrannten, teils noch halbrohen "Homentaschen",
das ich bisher nur von der Berliner Klezmischpoche
kannte. Und sie schafften es auch, "Wenn ich einmal reich wär" aus dem
Musikal Anatevka nicht als Stilbruch erscheinen zu lassen.
Sehr schön auch, wie Valentina dem ausschliesslich christlichen
Publikum kulturelle Hintergründe ihrer Musik darbrachte. Und die Musik
selber - man muss es einfach erlebt haben, diese Bühnenshow (oder
sollte ich lieber sagen Altarraumshow ;-) ), wie Temperamentsbolzen David
tanzend, singend und geigend über die Bühne fegt, gefolgt in
anmutigen Bewegungen von Sängerin Anna, Zewas Freundin, die für
Katharina einsprang, und Zewa selbst mit bewusst etwas hölzern gehaltenen
Bewegungen ein perfekter Gegenpart zu David. So, genau so und nicht anders, habe ich mir immer eine
Klezmorim-Gruppe vorgestellt, und wenn irgendwer von authentischer jüdischer
Musik redet, soll er sich erst einmal die Lachmänner ansehen und -hören.
Begeisterter Applaus der 100 Zuhörer war gerechter Lohn für dieses Konzert.
Nur eins fand ich schade, ein Umstand, den man nicht der Familie Lachman zum Vorwurf machen kann, sondern einzig dem Veranstalter, der evangelischen Petri-Gemeinde: Hätte man das Konzert nicht ausgerechnet auf einen Freitagabend gelegt, wären sicherlich viele Leute aus der jüdischen Gemeinde erschienen. (Pst, liebe Petris, am Freitagabend beginnt der Shabbat! Nächstes Mal drauf achten, ja?)
Die Musiker
Valentina Lachman | Klavier |
David Lachman | Geige, Gesang |
Anna Tsvetkova | Gesang, Percussion |
Zewa Lachman | Klarinette, Gesang |
DMU, 15-OCT-2000
Kontakt:
Heike Linde
DMU, 15-OCT-2000