The Klezmatics: "Possessed" Tour
Oh sorry, coming in English real soon!
Am 27. März 1997 waren die Klezmatics mal wieder im hannoverschen Pavillon, um im Rahmen
ihrer derzeitigen Europa-Tournee ihr neues Album "Possessed" vorzustellen. Possessed - Besessen,
für mich ein merkwürdiger Name für ein Klezmer-Album. Auch das Cover hat mich
nicht direkt positiv angesprochen, aber das soll nun erst mal egal sein. Als ich die Klezmatics
vor einigen Jahren an gleicher Stelle das erste Mal erlebte, als sie ihr damaliges Album
Rhythm´n´Jews vorstellten, ging ich seltsam unbefriedigt nach Hause. Nun, damals war ich ein
Neuling in der Klezmer-Szene, kannte Giora Feidman, Helmut Eisel, Bente Kahan und ColaLaila.
Will heissen, ich kam mit einer Erwartungshaltung an die Musik, die die Klezmatics letztendlich
nicht erfüllen konnten, und auch nicht wollten. Heute weiss ich, dass das, was wir als
"Klezmer-Musik" bezeichnen, mehr Facetten hat, als ich mir damals träumen liess.
Hinzu kam, dass der Sound damals grauenvoll abgemischt war (ich weiss, der Grosse Saal im
Pavillon ist akustisch gesehen äusserst problematisch). Etwas skeptisch war ich auch
diesmal, als ich mir die Karte kaufte, aber immerhin, ich wusste jetzt, worauf ich mich
einzulassen im Begriff war: So eine Art "Heavy-Metal-Klezmer", bisweilen atonal klingend,
hin und wieder an Zwöftonmusik erinnernd, aber immer mit einem ungeheuren Drive, gestützt
durch David Licht am Schlagzeug und Paul Morrissett am Bass. Nicht unbedingt für die
Freunde der traditionellen chassidischen Lieder geeignet, aber immerhin kontemporäre
Party-Musik. Die Klezmatics nennen sich selbst schliesslich die "beste Party-Band der Welt".
Und letztlich sind es ja meistens junge Leute, die heiraten... Kommen wir zum Abend selbst.
Wie immer brauchte es einige Zeit, um die Hannoveraner aufzuwärmen, und als es endlich
soweit war, als sich die ersten tanzend durch den Saal bewegten, war auch schon Pause.
Vielleicht lag es aber auch an der Art der Musik, dass die Stimmung erst spät aufkam.
Ich sagte es oben schon: bisweilen atonal und zwölftonartig. Auch ich ertappte mich
dabei, die Klezmatics immer dann am besten zu finden, wenn eine langsame Ballade - bisweilen
sogar eine traditionelle - angesagt war, und wenn Sänger, Akkordeonist und Keyboarder
Lorin Sklamberg seine Fähigkeiten voll ausspielen konnte. Wie z.B. bei der 15-minütigen Live-Version
von Hinokh Yafo, eine Geschichte über eine letztendlich doch erfüllte
Liebe. Allein dieses Stück war das Eintrittsgeld schon wert. Und zum Schluss, bei den
drei Zugaben, kam auch richtig tolle - Oi-joi-joi-joi-joi-joi - Stimmung auf. Standing
Ovations schliesslich für die Klezmatics.
Schade eigentlich nur, dass sich von Haskala niemand hatte sehen lassen. Und ich hatte mich
schon so auf Pita Falafel und eine "Zigarre" gefreut ...